Der Umgang mit Verückten macht Spaß
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 Kurzgeschichte: Der Verrat

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Xenja
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BeitragThema: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeFr Feb 08, 2008 10:47 am

Der Verrat

Lucia lief durch den Regen. Keuchend blieb sie stehen und blickte sich gehetzt um. War er noch immer hinter ihr? Sie wusste es nicht. Der Regen trübte ihre Sicht. Ihr schlug das Herz bis zum Kinn.
Dort! Dort war ein Licht! Schnell rannte Lucia auf das Licht zu.
Das Licht gehörte zu einer alten, kleinen Hütte, die scheinbar kaum Schutz bot.
Lucia zuckte zusammen. War er doch näher als ihr lieb war?
Wieder und wieder klopfte sie verzweifelt an die morsche Tür.
„Immer langsam mit den alten Pferden!“, tönte eine Stimme heraus.
Ein alter Mann öffnete. Trotz des morschen Aussehens der Tür öffnete sie lautlos. Lucia zitterte. Der Mann sah argwöhnisch auf sie hinab: „Hmph, nur ein kleines Mädchen. Nicht gerade, wen ich erwartet habe. Ach egal, komm rein Kleines.“ Er trat bei Seite und sie trat ein. In der Hütte war es warm und hell. Schüchtern sah sie den Alten hinter her, der ein Handtuch aus einem Schrank zog. Dankend nahm Lucia das Handtuch an: „Tut mir leid das ich hier so rein platze. Aber…“ Sie hielt inne. „aber es regnet so doll und ich habe ich verlaufen. Danke, dass sie ich reinließen, Herr… Äh, wie ist eigentlich ihr Name?“ Der Mann winkte ab, als ob sein Name unwichtig sei. Stattdessen hantierte er am Kamin und setzte schließlich Tee auf.
Der Regen klatschte an das Fenster. Im Kamin knisterte das Holz, im Kessel blubberte das Wasser.
Trotz der Wärme lief es Lucia kalt den Rücken hinab. Der alte Mann wirkte nicht gerade vertrauenerweckend. „Hier bin ich sicherer als draußen.“, dachte sie und schüttelte sich.
Nun drehte der Alte sich wieder zu ihr: „Du bist Lucia, oder? Du bist die Erste, die es geschafft hat, lange genug vor ihm zu fliehen. Alle anderen hat er getötet. Vorerst bist du hier in Sicherheit. Sei jedoch gewarnt: Wenn es Mitternacht schlägt, so wird er dich finden, egal wo du dich verstecken wirst. Wenn du Fragen hast, so stelle sie.“
Verwirrt sah Lucia den Mann an. Wieso wusste er, dass sie vor ihm geflohen war? Und wieso war sie hier in Sicherheit? So viele Fragen brannten auf ihrer Seele. Doch nur eine schien ihr wichtig zu sein: Der Name des Mannes, der mehr zu wissen schien, als sie preisgab.
Also fragte sie ihn. Doch er schüttelte wieder und wieder den Kopf. Also stellte sie ihm eine andere Frage: „Warum jagt er gerade mich? Ich habe nie seinen Namen ausgesprochen, nie Schande über sein Reich gebracht. Warum also?“
Der Mann strich sich über den Bart: „Die anderen hatten auch nie etwas getan, was schändlich gewesen wäre. Du bist, wie die anderen waren, einfach nur am falschen Ort gewesen. Das ist alles. Frag ruhig weiter. Und, bitte nenn mich Destin. Das ist ein Name von mir. Einer von vielen…“ Destin schaute traurig drein. Lucia wiederholte den Namen mehrfach, die Aussprache war für sie ungewöhnlich, anders als alles, was sie je gehört hatte.
Draußen schien der Regen nachzulassen. Irgendwo schlug eine Uhr Zehn.
Das Feuer verlosch urplötzlich. Destin stand auf und nahm den Kessel aus dem Kamin, um das Feuer neu zu schüren. Lucia bekam wieder Angst. „Er kommt doch nicht, oder?“ Zu ihrer Verblüffung lächelte der Mann und schüttelte seinen Kopf. „Destin, würden sie mir vielleicht erzählen, wieso er junge Mädchen und Frauen jagt? Nach meines Wissens tut er das doch schon seit einer ziemlich langen Zeit.“
Er seufzte, als ob er diese Frage bereits erwartet hatte. Im Kamin flackerten die Flammen hoch.
Leise begann er zu erzählen:
„ Einst war er seine Lordschaft Claudius der 9. Doch das weiß kaum noch jemand. Das war vor mehr als 100 Jahren, Lucia und er lebt noch immer! Eigentlich sollte ich dir das nicht erzählen, aber es ist eh bald zu spät.
Nun gut. Vor 100 Jahren war dies der Regierungsbereich von dem Lord. Sein Volk verabscheute ihn, weil er immer wieder hohe Abgaben forderte. Niemand war in der Lage sie zu begleichen und deshalb gab es hier nur Armut. Claudius missfiel das, doch er verstand sein Volk nicht. Nein, er verstand es nie, bis heute weiß er nicht, was sein Reich verarmen ließ. Du solltest wissen, dass er bereits mit 16 Jahren Lord wurde, und dementsprechend naiv war. In seiner Naivität dachte er, dass sein Volk ihn hintergehen würde und alles an seinen Feind geben würde. Geld, Korn, ja auch Kinder glaubte er. Ich weiß nicht, wieso er dass mit den Kindern dachte, aber das könnte an den wenigen Geburten damals liegen. Naja, auf jeden Fall dachte er das. Bei dem damaligen König bat er um Hilfe, um endlich wieder zu Reichtum zu kommen. Kaum zu glauben, das dieses Land mal reich war… Der König sand Boten aus, damit der Nachbarlord Claudius helfen möge. Zuvor hatte Claudius auf Kosten des Königs eine blutjunge Frau geheiratet. Es war kein Geheimnis, das sie ihren Angetrauten hasste. Man sagt, sie wollte ihn um die Hochzeitsnacht bringen, doch angeblich erzwang er sich diese. Jedenfalls gebar Matilde, so hieß die Frau, ein knappes Jahr später einen Jungen. Der Lord erwartete das sein Volk seinen zukünftigen Thronfolger feiern würde, doch ohne Geld und genügend Essen, ging das nicht.
Auch auf der Burg gab es kaum noch Essen, doch selbst das übersah Claudius. Das Land ging immer weiter zu Grunde. Viele Bauern siedelten in andere Regentschaften, wenn sie noch konnten. Das ganze Land war nämlich von Krankheiten überschwemmt worden, und niemand wollte diese Menschen bei sich haben.
Claudius dachte, man würde eine Revolte gegen ihn anzetteln wollen. Der König schickte ich Geld und Soldaten, damit er sich gegebenenfalls verteidigen könne. Eigentlich dachte der König, dass Claudius irre geworden sei, aber sein Treueschwur, allen zu helfen, die darum baten, zwang ihn zu helfen. Also half der König. Jedoch hatte er einen Hintergedanken: Er hatte sich in Claudius´ Frau verliebt, und wollte sie haben. Aber nicht zur Frau, nein, zur Mätresse… Matilde war dem König auch nicht abgeneigt, da sie nichts mehr als Geld liebte. Ihren Sohn verabscheute sie, genauso ihren Mann.
Eines Abends servierte sie dem Lord Essen. Oder war es Wein? Egal, auf jeden Fall enthielt es Schlafmittel, dass Matilde vom Nachbarlord hatte. Dieser hatte nämlich Verständnis für die junge Frau. Claudius aß oder trank und das Schlafmittel wirkte. Seine Frau versteckte den Sohn auf den verfallenen Ländereien und dann ritt sie auf dem letzten Pferd zum König. Der Sohn lag in einer verfallenen Hütte und schrie, wie es sich für einen kleinen Jungen gehörte. Claudius erwachte Stunden später, und suchte seine Familie. Doch er fand erst nach Stunden den Sohn. Da auch das Pferd weg war, blieb ihm nichts über als auf den königlichen Boten zu warten. Dieser kam aber erst Wochen später. „Lord Claudius!“, rief er. „Ich soll ihnen sagen, dass der König seine Mannen und sein Geld zurück verlangt. Im Übrigen: Ihre Frau ist in Sicherheit, bei unserer Majestät. Sie lässt ihnen diesen Brief überbringen.“ Claudius nahm das Pergament und las es verwirrt. Matilde erklärte ihm alles und schrieb, dass er mit dem Sohn irgendwas machen soll, damit er verschwindet. Der Bote stieg wieder auf sein Pferd und ließ den Lord mit seinem Sohn allein.
„ Ich werde alle töten, die mir davon laufen!“, rief Claudius, „Und egal wer es ist: Niemand wird überleben! Auf das Niemand je über mich spotten möge!“ Ja, der Lord war wahrlich verrückt geworden. Seine Ansprache, sein Fluch erfüllte sich. Er und sein Sohn überlebten bis heute und haben jeden Menschen, besonders jede junge Frau, getötet, die es wagte/ wagten zu fliehen.
So, Lucia, nun kennst du die Geschichte. Was gedenkst du zu tun?“
Lucia zitterte. Ihr schwante Übles: War sie etwa zu dem Sohn geflohen? „Ich weiß es nicht, Destin.“, erwiderte sie, „Aber, du bist der Sohn aus der Geschichte, oder?“ Destin nickte unheilsvoll.
Draußen schlug die Uhr Mitternacht. Die Tür ging auf und der Lord trat ein: „Hallo mein Täubchen! Guten Abend Sohn. Danke, dass du mein Abendmahl beschäftigt hast.“ Lucia wollte fliehen, doch Destin hielt sie fest. „Tja, ich bin doch nicht der alte Mann, für den du mich gehalten hast. Während du gewartet hast, habe ich das Licht an der Tür gelöscht und so wusste Vater, dass du hier bist.“ Er wandte sich an seinen Vater und bat diesen, doch das Mädchen draußen zu bestrafen.
Claudius nickte und nahm Lucias Arm.
Draußen. Es hatte aufgehört zu regnen. „Mein schönes Täubchen. Schließ die Augen.“, sagte er in einem schwerfälligem Ton. Es blieb ihr nichts anderes über, als zu tun, wie befohlen.
Das letzte was Lucia wahrnahm, war ein Schmerz und das Licht des Mondes, denn sie hatte ihre Augen nicht ganz geschlossen.

Destin sah seinem Vater dabei zu, wie er Lucia entweidete. Angewidert schüttelte er den Kopf. „Lucia!“, flüsterte er und nahm die Axt.
„Da hin die Niere, dorthin der Darm. Den Magen nicht zu vergessen.“, murmelte der mordende Lord. Vorsichtig legte er die Innereinen neben die Leiche. ,,Schön Sohn, das du raus kommst. Deine Mutter hat ihre Strafe erhalten…“ „Nein Vater. Dieses Mädchen war wie alle anderen unschuldig. Und nun werde ich sie alle rächen!“, rief Destin und hob die Axt hoch über den Kopf.
Lord Claudius´ Kopf rollte über den Rasen. Mit Windeseile zerfiel der Körper zu Staub. Der Wind trug die letzten Überreste von ihm fort.
Destin fiel auf die Knie. Ein letztes Mal hob er die Axt. „Für all die unschuldigen Mädchen, eine lieblicher als die Andere. Für Mutter, die Vater nie fand!“
Und er ließ die Axt auf seinen eigenen Kopf sausen…




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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeFr Feb 08, 2008 5:15 pm

So^^, ich habe mir die Geschichte durchgelesen, ich muss sagen sie ist richtig gut geworden Very Happy

der schreibstyl gefällt mir persönlich ziemlich gut, die gesamte geschichte war so geschrieben dass man weiterlesen wollte.
Das ende konnte man ein kleines bisschen erwarten, wenn auch nicht den selbstmord als allerletztes...

sehr schön, freue mich schon auf weitere Geschichten cheers
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeFr Feb 08, 2008 5:36 pm

*Imba Recht gibt* Very Happy

kommt der Name Destin von destination?
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeMo Feb 11, 2008 11:30 am

ne ausm französischem. heißt schicksal.
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeMo Feb 11, 2008 12:30 pm

... na wenn das kein passender name ist.

Hat der irgendeine bedeutung für die geschichte ansich? im übertragenden sinne vlt.?

Also, z.b. das das schicksal am ende alle beendet oder....?


Zuletzt von am Mi Feb 13, 2008 7:29 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeMi Feb 13, 2008 7:29 pm

habe ich recht, mit meiner vermutung? Kurzgeschichte: Der Verrat 49
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeMi Feb 13, 2008 11:49 pm

Es ist und bleibt ein Rästel ;-)

Ich finde die geschichte gut, schöner Schreibstil.

Ziemlich spannend, eigentlich würde ich mehr von dieser geschichte lesen ;-)
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitimeDo Feb 14, 2008 9:50 am

@Blacky: nur schade das das eine beendete Geschichte ist....

@Imba: jeder name ist mit bedacht gewählt. besonders Destin...
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BeitragThema: Re: Kurzgeschichte: Der Verrat   Kurzgeschichte: Der Verrat Icon_minitime

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